Es braucht nicht lange, dann steht da Roadmovie über der Musik von George Leitenberger. Man kann sich gar nicht wehren, schon hat man so ein Freiheitsgefühl, als ob man den Kopf aus dem
Beifahrerfenster des Autos streckt und sich mit geschlossenen Augen den Fahrtwind durch die Haare wehen lässt. Kopfkino nannten vor Jahren schon die Nürnberger Nachrichten die Musik des
Ex-Berliners, Ex-Londoners und mittlerweile zwischen Genf und Frankreich pendelnden Kosmopoliten. Einen film noir für die Ohren erlebten die Kieler Nachrichten. Zu einer Reise lädt auch
das neue, mittlerweile fünfte Album AUTOVÍA allemal ein, zu einer Fahrt ins Ungewisse, bei der man schon mal in einen Schwarm Luftküsse geraten kann ("Bizous fly"). Musikalische
Souvenirs bringt er aus Bluegrass, Musette, Tulsa, Delta-Blues und von Brecht/Weill mit, verziert sie ab und an mit orientalischen Tupfern. Ein Album dessen Stimme in deutsch, französisch und
englisch kaum einmal sticht oder solistisch aufmerksam machen will - sie treibt, treibt an und treibt mit. Damit das alles so schön klingen kann, wie es klingt, sagt Manfred Maurenbrecher,
selbst ein Liedermacher auf der Reise, der sich sein Ticket an der Kinokasse bereits geholt hat.
Welche Auswirkung so eine Reise auch haben kann, bekam George Leitenberger kurz nach der Veröffentlichung des Vorgängeralbums im Jahr 2010 zu spüren. Mit dem Fahrrad unterwegs, traf
ihn aus heiterem Himmel ein Schlag. Er stürzt, verliert die Besinnung, der Kehlkopf getroffen, drei Nervenstränge in den Nackenwirbeln eingeklemmt, und niemand ist da, der sich zu diesem
Zusammenstoß bekennt. Ein Unfall, der sein Leben gehörig durcheinanderbringt. Nicht zuletzt dauert es so einige Jahre bis die Hände wieder zuverlässig in die Saiten greifen und
die Bilder in seinem Kopf erneut Laufen lernen. Jetzt stehen sie wieder da, auf der Autovía, oder auch als Nußschale im Meer (wie ein Blick auf das Cover zeigt), erzählen von
Vergänglichkeit, Vergebung oder der allgegenwärtigen, bewusstseinsverändernden digitalen Überwachung. Doch auch um die Wunder und Wunden der Liebe geht es, wie Leitenberger
augenzwinkernd sagt. Mit dem Schicksal hat er sich versöhnt, wahrscheinlich während der vielen Sessions, die er inzwischen unter dem Label Soir Bleu im Genfer Club Usine Kugler veranstaltet
hat. Musizieren ist, dass man sich Freude dorthin holt, wo jederzeit die Verzweiflung aufbrechen könnte, merkt Maurenbrecher dazu an.
George Leitenbergers erstes Album erschien 1996 und versetzte den damals gerade erst gegründeten deutschen Ableger des Rolling Stone Magazins in Verzückung: Formidabel!
Leise Töne mit Charme und Tiefgang. Vom Englischen begibt er sich ins Deutsche, um fortan die Sprachgrenzen ständig zu überqueren, so wie er das auch im Leben macht. Leitenberger
wächst in Deutschland auf, lebt viele Jahre in Berlin, im Remstal, in Frankreich, in London und seit 2003 am Genfer See. Er schreibt hellwache Lieder auf englisch, deutsch und
französisch, aus denen Folk, Blues und Jazz schimmern, berichtet Le Courrier aus Genf. Leitenberger vereinigt alle Sprachen so wie man das auch von Stephan Eicher kennt, dem er in
manchen Augenblicken auch musikalisch ähnelt. Nur dass man bei Leitenberger das Dunkle nicht vergessen darf, das im Schatten, den die Sonne wirft, schon wartet.
George Leitenberger und Roddy Mc Kinnon spielen das Lied Autovía live bei Balcony TV, in ihrer derzeitigen Heimat Genf. Dazu gibt es noch ein Interview in französischer
Sprache.
Das sonst eher harte Deutsch kommt einem so unerhört, freundlich fremd entgegen.
Überhaupt ist es dieser Konsonanten einschmelzende Sound und eine elaborierte Phrasierung, mit denen Leitenberger der deutschen Sprache sozusagen einen sanft zivilisierten Touch
gibt, der eine unwiderstehliche Sogwirkung entfaltet. Das sonst eher harte Deutsch kommt einem so unerhört, freundlich fremd entgegen, schreibt Autor Thomas Milz in seinem Portrait
anläßlich den Auftritte Leitenbergers in Plüderhausen und Pforzheim: Ein Album, das hervorragend produziert und abgemischt, auch ein wunderbares Ensemble von Musikern zu
feinen Arrangements versammelt, die jedem Stück eine ganz eigene Färbung zu verleihen wissen.
Deutschlandfunk | Radionacht Lied und Chanson | Airplay | 04.02.2017
Ein sehr schönes Album,
betitelt Anna-Bianca Krause Leitenbergers neues Werk und spielt in ihrer Sendung immer wieder Stücke davon.
Akustik Gitarre | Rezension plus 1 Titel auf der Heft-CD | Heft 2 Februar-März 2017
Ein multilinguales Road-Movie, das Spass macht,
urteilt Chefredakteur Stefan Woldach und packt das ausgeruht swingende "The key to tea" auf die Heft-CD. Das Album ist exzellent aufgenommen und produziert, trennscharf,
natürlich und umwerfend direkt. Man fühlt sich wie mit der Band im Raum.
Rezensent Gerhard Wenzel gibt sich geschlagen: Auf der vergeblichen Suche nach passenden Referenzpunkten ist festzustellen, dass AUTOVÍA ein Album ist, das es für sich allein
zu entdecken gilt.
Ein außergewöhnlich poetisch flanierendes Singer/Songwriter-Album,
schwärmt Rezensent Christian Beck. George Leitenberger, der, getragen von seiner Band, mit einer ebenso stabilen wie betörenden Leichtigkeit zwischen Bodenhaftung und
träumerischer Luftgeisterei schwebt (...) Ein packendes Plädoyer für die Freiheit in jeder Beziehung.
findet Steffen Radlmaier: George Leitenberger ist ein deutscher Songpoet (...) Sein famoses Album „Autovía“ ist wieder ein schönes Beispiel für seine
impressionistische, wie aus der Zeit gefallene Kunst.
MDR Kulturradio | Spezial Musik | Neue Alben | 12.09.2016
Ein ´Travelogue´-Album, bei dem man gerne auf dem Rücksitz Platz nimmt und mitfährt
Johannes Paetzold stellt die neue CD vor und findet dieses Album evoziiert Springsteen in seinen akustischen Momenten, J. J. Cale, Stephan Eicher aus Leitenbergers neuer Heimat –
und ist gleichzeitig tiefpersönlich.
Belgischer Rundfunk 1 | Chansons, Lieder und Folk | 06.09.2016
Wunderbares Kopfkino
Hans Reul stellt die neue CD mit drei Titeln vor. Manche der Wurzeln liegen im Mississippi Delta, manche im Berlin der 1920er Jahre, manche in der französischen Musette.